Die Türkei schickt syrische Söldner nach Libyen, wo sie nun auf den Straßen der Hauptstadt patrouillieren. Geopolitik findet direkt vor unserer Nase statt.
Von Redaktion
Ein Tag, nachdem Frankreichs Präsident Emmanuel Macron den Transfer von Kämpfer der Freien Syrischen Armee (FSA) durch die Türkei bei der Berliner Friedenskonferenz zum Kampf in Libyen verurteilt hatte, ist ein neues Video aufgetaucht, in dem eine Gruppe ausländischer Kämpfer auf ihren Streifzügen durch die Straßen von Tripolis gezeigt wird.
Die regionale Veröffentlichung Libya Review beschreibt das kurze Video als eine Gruppe türkisch gestützter syrischer Söldner, die durch die Hauptstadt wandeln. Macron verurteilte am Sonntag das türkische Programm, Tausende Dschihadisten gegen General Khalifa Haftar und dessen Truppen in Libyen zu entsenden.
Macron äußerte „akute Besorgnis über die Ankunft syrischer und ausländischer Kämpfer in der Stadt Tripolis“, die „enden muss“. Erdogan, Putin, Macron, Pompeo und andere Führer waren bei den Gesprächen anwesend, die nur wenig endgültige Vereinbarungen hervorbrachten, außer der gemeinsamen Verpflichtung, den Strom ausländischer Waffen und Kämpfer einzustellen.
Laut der Nahost-Nachrichtenseite Al-Masdar scheint einer der Militanten ein syrischer Teenager zu sein, und ein anderer begrüßt die Gruppe mit „Libyen heißt euch willkommen“:
Syrian fighters can be seen walking through a neighbourhood in Libyan capital Tripoli. One fighter can be heard saying “Libya welcomes you” #Libya pic.twitter.com/dBStDhoQzy
— Libya Review (@LibyaReview) January 19, 2020
Das Video wurde am Tag der Berliner Friedenskonferenz von Libya Review veröffentlicht.
Es kommt auch wenige Tage, nachdem ein separates Video aufgetaucht ist, das zeigt, wie Dutzende syrischer Dschihadisten mit einem Linienflugzeug nach Tripolis geflogen werden. Dies bestätigt einen Bericht, dem zufolge rund 2.000 von der Türkei gesponserte syrische Söldner zur Unterstützung der Regierung von Premierminister Fayez al-Serraj (GNA) das libysche Schlachtfeld betreten sollten.
Trotz Macrons und anderer europäischer Führer, die den Zustrom ausländischer Kämpfer am Sonntag verurteilten, gab Serraj ein anschließendes Interview und sagte, er würde jede Unterstützung von außen begrüßen. Er wurde im Interview über die Syrer mit aller Deutlichkeit gefragt und schien die nun nicht mehr so „verdeckte“ Initiative zu unterstützen.
#BREAKING
In an interview with BBC News Libya’s GNA Prime Minister Fayez Al-Sarraj was asked about Syrian fighters arriving in Libya.
He replied “We will not hesitate in cooperating with any party willing to help us defeat the aggressor (LNA)” #Libya pic.twitter.com/PS8dmjQQJx— Libya Review (@LibyaReview) January 20, 2020
Auf der Gegenseite des Konflikts hat Haftars libysche Nationalarmee Erdogan und die GNA beschuldigt, die Wiedergeburt des IS in der Region angeheizt zu haben.
Ende letzter Woche bestätigte das Pentagon tatsächlich ein „kleines“ Wiederaufleben der Zahlen des islamischen Staates in Libyen, wobei der stellvertretende Vorsitzende der Joint Chiefs, General Paul Selva, seine Besorgnis darüber zum Ausdruck brachte, dass der IS Raum für eine Rekonstitution als „dritte Partei im Kampf in Libyen“ eingeräumt wurde.
Aber dann ist die Heuchelei Frankreichs und der USA, die „Besorgnis“ über Terroristen in Libyen zum Ausdruck bringen, groß, wenn man bedenkt, dass es ihre eigene militärische Intervention gegen Gaddafi im Jahr 2011 und die Unterstützung dschihadistischer „Rebellen“ war, die die gegenwärtige Krise überhaupt erst verursacht haben.
Foreign countries meddling in Libya meet to discuss problems of foreign countries meddling in Libya. https://t.co/AGqoX7PuPx
— Max Abrahms (@MaxAbrahms) January 19, 2020
Tja, was man auch mit einbeziehen sollte sind die regionalen geopolitischen Entwicklungen. Darunter auch die EastMed-Gaspipeline und die Erdgasvorkommen in der Region.
Die wahnsinnige Geopolitik der israelischen EastMed-Gaspipeline
Hier geht es um mehr als nur um zwei rivalisierende Kräfte um die Herrschaft über Libyen. Es sind handfeste wirtschaftliche und finanzielle Interessen, die eine große Rolle spielen.
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